10.3.3 Allgemeintoleranzen
für Form
10.3.3.1 Keramik „as fired“
Die Allgemeintoleranzen für Form nach
DIN 40 680-2 gelten für Werkstücke
aus keramischen Werkstoffen nach DIN EN 60 672-1. Sie wird
sinngemäß auch bei feinkeramischen Erzeugnissen
für allgemeine technische Zwecke angewendet.
Die Formabweichungen sind durch die Eigenart der keramischen
Technologie bedingt (siehe S. 81). Einengungen der Formtoleranzen
sind nur durch erhöhten technischen Aufwand möglich
und ggf. zwischen Hersteller und Anwender im Hinblick auf
den Anwendungsfall zu vereinbaren.
Neben den Formtoleranzen sind je nach Verwendungszweck auch
Maßtoleranzen zu beachten (siehe S. 218).
Eine Formtoleranz bezieht sich nur auf jeweils
ein Formelement eines keramischen Werkstücks. Sie gibt
den Bereich an, innerhalb dessen die Istform eines Formelements
von der geometrischen Form abweichen darf. Man unterscheidet
unter anderem als Formtoleranzen
- Geradheitstoleranz (früher: Durchbiegung),
- Ebenheitstoleranz und
- Zylinderformtoleranz.
Außerdem sind Lagetoleranzen, wie
- Parallelität,
- Rechtwinkligkeit,
- Rundlauf und
- Planlauf
zu beachten und ggf. festzulegen.
Die Formtoleranz für ein geometrisches Formelement eines
keramischen Werkstücks ist durch die Toleranzzone
begrenzt.
Werden keramische Werkstücke glasiert oder mit elektrisch
leitfähigem Belag versehen, so gelten die zusätzlichen
Genauigkeiten für das fertige Erzeugnis.
Geradheit (B)
Definition:
Die Geradheitstoleranz einer Linie ist der
Abstand zweier paralleler Ebenen, zwischen denen alle Punkte
der Linie liegen müssen, wenn die Toleranz nur in einer
Richtung angegeben ist.
Die Geradheitstoleranz ist in Tabelle 31
für Werkstücklängen bis 1.000 mm in Millimeter
angegeben. Bei Werkstücken über 1.000 mm Länge
ist sie nach den angegebenen Formeln zu berechnen. Es werden
je nach dem Herstellungsverfahren drei Genauigkeitsgrade unterschieden.
- Grob (g) gilt für keramische Erzeugnisse,
die nach dem Gieß-, Dreh- oder Strangpressverfahren
hergestellt sind und z. B. in der Hochspannungs- und in
der chemischen Apparatetechnik verwendet werden.
- Mittel (m) gilt hauptsächlich bei
keramischen Erzeugnissen mittlerer Größe, die
stranggepresst, undosiert gepresst, dosiert halbfeucht
gepresst, dosiert trocken gepresst oder weißbearbeitet
hergestellt werden.
- Fein (f) gilt bei keramischen Erzeugnissen,
bei denen die Genauigkeitsgrade „grob“ und
„mittel“ nicht ausreichen. Genauigkeitsgrad
„fein“ kann nur durch zusätzliche Maßnahmen,
wie z. B. Schleifen, sichergestellt werden. Ist der Genauigkeitsgrad
„fein“ erforderlich, dann sind die Toleranzwerte
zwischen Hersteller und Anwender zu vereinbaren.
Die Bezeichnung einer Allgemeintoleranz für die Geradheit
(B) mit der Genauigkeit „mittel“ lautet:
Allgemeintoleranz DIN 40 680-B-m.
Messung der Geradheit:
Bild 210: Abweichung von der Geradheit (Durchbiegung)
eines zylindrischen Formstücks nach DIN 40 680-2 (vgl.
Tabelle 31)
Bild 211: Abweichung von der
Geradheit (Durchbiegung) eines nicht zylindrischen Formstücks
(Kegel) nach DIN 40 680-2 (vgl. Tabelle 31)
Ebenheit (C)
Definition:
Die Ebenheitstoleranz ist der Abstand zweier
paralleler Ebenen, zwischen denen alle Punkte der tolerierten
Fläche liegen müssen.
Die festzulegende Ebenheitstoleranz hängt von der Art
des keramischen Werkstoffs (Typ), der Gestalt des Werkstücks
und dem Fertigungsverfahren ab. Analog zur Geradheit werden,
je nach dem Herstellungsverfahren, die drei Genauigkeitsgrade
„grob“, „mittel“ und „fein“
unterschieden, die etwa prozentanteilig vom größten
Längenmaß, das innerhalb der Fläche vorhanden
ist, abhängen und in Tabelle 31 aufgeführt sind.
- grob (g)
Toleranz 0,8 % * Länge
- mittel (m)
Toleranz 0,5 % * Länge
- fein (f)
Ist zwischen Hersteller und Anwender zu vereinbaren.
Zylinderform (D)
Definition:
Die Zylinderformtoleranz ist der Abstand
zweier koaxialer Zylinder, zwischen denen alle Punkte der
Zylindermantelfläche liegen müssen.
Die festzulegende Zylinderformtoleranz hängt von der
Art des keramischen Werkstoffes (Typ), der Gestalt des Werkstücks
und dem Fertigungsverfahren ab. Die Werte für die Zylinderformtoleranz
sind zwischen Hersteller und Anwender zu vereinbaren.
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