Brevier TECHNISCHE KERAMIK

 

      Eigenschaften Technischer Keramik

 

 


   

5.3.3.4 Weibull-Modul

Mit einer von Weibull entwickelten Theorie, die auf dem Konzept des Versagens aufgrund des schwächsten Gliedes beruht, lässt sich das Streuverhalten der Festigkeit keramischer Materialien mathematisch gut beschreiben. Eine wichtige Voraussetzung dabei ist, dass das Versagensverhalten durch einen einzigen „Fehlertyp“ (Gefügeinhomogenität) bestimmt wird. Weibull wählte zur Beschreibung des Festigkeitsverhaltens eine spezielle Form der Extremwertverteilung, die später nach ihm benannte Weibull-Verteilung.

Damit ergibt sich bei Kenntnis der Verteilungsparameter ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Belastung und der Bruchwahrscheinlichkeit. Außerdem geht das Festigkeitsniveau bei einer Ausfallwahrscheinlichkeit von 63,2 % (0) ein und der Weibull-Modul m ist damit ein Maß für die Festigkeitsstreuung. Je höher der Weibull-Modul liegt, umso homogener ist der Werkstoff (d. h., die „Defekte“ sind sehr gleichmäßig über das gesamte Volumen verteilt) und umso enger die Verteilungskurve der Festigkeitsstreuung. Heute liegen üblicherweise erzielbare Werte zwischen 10 < m < 20. Die Bestimmung dieser Werte erfolgt bei keramischen Werkstoffen meist im Vierpunkt-Biegeversuch, da Zugversuche an Proben aus diesen Werkstoffen äußerst aufwändig sind.

F   = Ausfallwahrscheinlichkeit = Spannung
u = minimale Festigkeit m = Weibull-Modul
0 = Lageparameter der Weibull-Verteilung, Festigkeit bei 63,2 % Ausfallwahrscheinlichkeit; spielt bei der Weibull-Verteilung diejenige Rolle, die bei der Normalverteilung der Mittelwert spielt.
Üblicherweise wird ?u = 0 gesetzt.

Da die Anzahl der möglichen Fehlstellen in der Keramik vom Bauteilvolumen abhängt, ist bei Berechnungen das belastete Volumen zu berücksichtigen. Die Festigkeit liegt deshalb bei größeren Bauteilen unter den an Prüfkörpern gemessenen Werten. Aber auch bei großen, belasteten Bauteilvolumen ergibt ein größerer Weibull-Modul eine höhere Belastbarkeit. Nach der Weibull-Statistik ergibt sich über die Volumenrelation folgende Bauteilfestigkeit:

Für das Volumen des Bauteils ist hierbei das unter Beanspruchung stehende Volumen einzusetzen, und die Belastungsart muss identisch sein (z. B. Zug oder 4PB). Für Druckbelastungen (Druckspannungen) gilt dieser Zusammenhang nicht!

Prüfverfahren zur Bestimmung des Weibull-Moduls sind in DIN EN 843-5 und DIN 51 110-3 festgelegt.


Bild 85: Zusammenhang zwischen Bauteilgröße und Festigkeit bei unterschiedlichem Weibull-Modul m




Tabelle 10: Relativierung von Bauteil- und Probenfestigkeit für unterschiedliche Festigkeitsstreuung (Weibull-Modul m)

 

 
 
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