Brevier TECHNISCHE KERAMIK

 

      Anhang zum Brevier

 

 


   

10 Anhang

10.1 Bindungsarten und Festigkeit

Die metallische Bindung wird mit der Existenz frei beweglicher Elektronen zwischen Atomrümpfen erklärt. Aus diesem Modell leiten sich ihre Eigenschaften wie elektrische Leitfähigkeit und Duktilität ab. Wegen der allseitig ungerichteten Wirkung der metallischen Bindung bilden sich in typischen Metallstrukturen dichte Atompackungen mit hohen Koordinationszahlen. Die Duktilität metallischer Werkstoffe kann modellmäßig durch das Abgleiten dichtest gepackter Ebenen ohne Änderung des Bindungszustandes gedeutet werden. Die metallische Bindung ist in der Regel schwächer als die ionische und die kovalente.

Bei keramischen Werkstoffen liegen in der Regel eine Mischform von ionischer und kovalenter Bindung vor. Während die Ionenbindung immer durch einen Elektronenübergang zwischen einem Metall- und einem Nichtmetallatom gekennzeichnet ist, teilen sich bei der rein kovalenten Bindung Nichtmetallatome gemeinsame Elektronenpaare. Die starken Bindungskräfte keramischer Materialien kommen in den hohen E-Moduli- und Härtewerten, den hohen Schmelzpunkten, der geringen Wärmedehnung und der guten chemischen Resistenz dieser Werkstoffe zum Ausdruck. Die kovalente Bindung ist stark gerichtet; Zuordnung und Abstand benachbarter Atome liegen genau fest. Die Stabilität ionischer und kovalent gebundener Feststoffe hängt stark von der Aufrechterhaltung der atomaren Geometrie ab und erklärt die fehlende plastische Verformbarkeit bei Belastung (niedrige Bruchzähigkeit). Keramische Werkstoffe sind hart und deshalb spröde. Ihrem Sprödbruchverhalten muss der Konstrukteur bei der Auslegung der Bauteilbeanspruchung unbedingt Rechnung tragen.

Organische Polymere sind aus langen Molekülketten aufgebaut, die sich bei Raumtemperatur entweder ungeordnet verknäult oder in regelmäßiger Anordnung zusammengelagert haben. Zwischen den Makromolekülen chemisch nicht vernetzter Kunststoffe wirken ausschließlich Nebenvalenzkräfte, so genannte van der Waal´sche Kräfte. Diese sind um ein bis zwei Zehnerpotenzen kleiner als die kovalenten Kräfte und können durch Wärmebewegung leicht überwunden werden. Dies begründet die geringe Warmfestigkeit, den niedrigen E-Modul, den hohen thermischen Ausdehnungskoeffizienten, aber auch die hervorragenden elastischen und plastischen Dehnungswerte dieser Werkstoffe. Wie Keramiken haben die Polymere eine gute chemische Beständigkeit, elektrische und thermische Isolationseigenschaften. Bei tiefen Temperaturen zeigen sie eine ausgeprägte Sprödigkeit.

 

 

 
 
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