Brevier TECHNISCHE KERAMIK

 

      Anhang zum Brevier

 

 


   

10.4 Abstimmung von Prüfverfahren

In jedem Falle ist es unerlässlich, dass sich Anwender und Hersteller frühzeitig auf notwendige und wirtschaftlich erzielbare Toleranzen verständigen. Ebenso wichtig ist es, dass gleiche Messverfahren (nach Möglichkeit genormte Messverfahren) zur Beurteilung der Bauteile abgesprochen werden.

Beispiel 1:
Die Geradheit von großvolumigen Bauteilen (Platten, Balken usw.) wird in der Regel statisch nach DIN 40 680 gemessen (siehe Bild 209 und 210). Es kann zweckmäßig sein, dass die Qualität von rotationssymmetrischen Teilen wie z. B. Transportrollen aussagekräftiger über eine dynamische Messung erfolgt. Dazu wird die Rolle einmal um ihre eigene Rotationsachse gedreht und die gesamte Auslenkung gemessen. So kann man sowohl Fehler in der Geradheit als auch in der Ovalität feststellen. Beides hat Einfluss auf den späteren Einsatz des Bauteils.

Wird die Art der Messung nicht vorher angegeben, so entsteht ein breites Interpretationsfeld für Kunden und Hersteller mit entsprechenden Reibungspunkten.

Beispiel 2:
Dichtscheiben oder Dichtringe aus Keramik werden nach der so genannten Interferenzmethode auf ihre Ebenheit geprüft. Es handelt sich dabei um ein optisches Messverfahren, mit dem Ebenheitsabweichungen einer Oberfläche < 1 µm sichtbar gemacht werden können.
Dabei wird ein Lichtstrahl definierter Wellenlänge (monochromatisches Licht) durch ein Planglas auf das Bauteil geleitet. Das Licht wird an der Bauteiloberfläche reflektiert. Kleinste Unebenheiten führen dazu, dass der Lichtstrahl auf seinem Rückweg im Planglas unterschiedlich gebeugt wird und so Fehler sichtbar und messbar gemacht werden.
Die verwendeten Plangläser sind nach unterschiedlichen Genauigkeitsklassen eng normiert.

Bis vor ca. 15 Jahren wurden Heliumdampflampen zur Erzeugung des monochromatischen Lichts eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen haben sich seitdem mehr und mehr Natriumdampflampen etabliert. Es sind so zweierlei Lichtquellen am Markt vertreten. Aufgrund der unterschiedlichen Wellenlänge von Helium und Natrium (farblich mit dem Auge nur von Spezialisten zu unterscheiden) ergeben beide Lichtquellen unterschiedliche Messergebnisse bei denselben Bauteilen.
Das Beispiel zeigt, dass mit enger werdenden Toleranzen nicht nur gleiche Messverfahren, sondern auch gleiche Messmittel notwendig werden!

 

 
 
<< back   home   next >>