3.2 Werkstoffgruppen
Technische Keramik wird oft mit den vorgenannten
Begriffen in Gruppen eingeteilt. Da jedoch damit keine eindeutige
Klassifizierung möglich ist, werden die Werkstoffe alternativ
entsprechend ihrer mineralogischen bzw. chemischen Zusammensetzung
gegliedert.
Zu den Werkstoffen der Technischen Keramik gehören die
folgenden Gruppen:
- Silikatkeramik
- Oxidkeramik
- Nichtoxidkeramik
Silikatkeramik als älteste
Gruppe aller Keramiken hat einen dominierenden Anteil an
den feinkeramischen Erzeugnissen. Wesentliche Bestandteile
dieser mehrphasigen Werkstoffe sind Ton und Kaolin, Feldspat
und Speckstein als Silikatträger. Daneben werden auch
Komponenten wie Tonerde und Zirkon zur Erzielung spezieller
Werkstoffeigenschaften, z. B. hoher Festigkeiten, verwendet.
Im Sinterbrand entsteht neben den kristallinen Phasen meist
ein hoher Anteil (> 20 %) an Glasphase, deren wesentlicher
Bestandteil Siliciumoxid (SiO2) ist.
Zu den Werkstoffen der Silikatkeramik zählen
- Porzellan,
- Steatit,
- Cordierit und
- Mullit.
Wegen relativ niedriger Sintertemperaturen,
guter Prozessbeherrschung und hoher Verfügbarkeit der
natürlichen Rohstoffe ist die Silikatkeramik wesentlich
kostengünstiger als Oxid- oder Nichtoxidkeramik. Letztere
benötigen aufwändig hergestellte synthetische Pulver
und hohe Sintertemperaturen.
Silikatkeramik kommt z. B. in der Wärmetechnik, der Mess-
und Regeltechnik, der Verfahrens- und Umwelttechnik, der Hoch-
und Niederspannungstechnik mit typischen Anwendungen, wie
Isolatoren, Sicherungspatronen, Katalysatoren, Gehäusen
sowie bei vielfältigen Anwendungen in der Elektroinstallationstechnik
zum Einsatz. Silikatkeramik findet sich weiterhin im Feuerfestbereich
wieder.
Unter Oxidkeramik werden alle Werkstoffe verstanden, die im
Wesentlichen aus einphasigen und einkomponentigen Metalloxiden
(> 90 %) bestehen. Die Materialien sind glasphasearm oder
glasphasefrei. Die Rohstoffe werden synthetisch hergestellt
und besitzen einen hohen Reinheitsgrad. Bei sehr hohen Sintertemperaturen
entstehen gleichmäßige Mikrogefüge, die für
die verbesserten Eigenschaften verantwortlich sind.
Einige Vertreter der Oxidkeramik als Beispiele für
- ein Einstoffsystem sind
- Aluminiumoxid,
- Magnesiumoxid,
- Zirkoniumoxid,
- Titandioxid (Kondensatorwerkstoff) und für
- ein Mehrstoffsystem sind
o als Mischoxidkeramik
- Aluminiumtitanat,
- Bleizirkonattitanat (Piezokeramik),
o als Dispersionskeramik
- mit Zirkoniumoxid verstärktes Aluminiumoxid
(ZTA - Al2O3/ZrO2).
Die Oxidkeramik kommt in Elektrotechnik
und Elektronik und vielfach als Strukturwerkstoff, also für
nichtelektrische Anwendungen zum Einsatz. Sie bietet die
dafür geeigneten typischen Eigenschaften wie Bruchzähigkeit,
Verschleiß- und Hochtemperaturfestigkeit sowie Korrosionsbeständigkeit.
Die Nichtoxidkeramik beinhaltet keramische
Werkstoffe auf der Basis von Verbindungen von Bor, Kohlenstoff,
Stickstoff und Silicium. (Kohlenstoffprodukte aus amorphem
Graphit gehören nicht dazu!)
In der Regel weisen Nichtoxidkeramiken einen hohen Anteil
kovalenter Bindungen auf. Diese ermöglichen hohe Einsatztemperaturen,
sorgen für hohen Elastizitätsmodul und verleihen
hohe Festigkeit und Härte, verbunden mit hoher Korrosionsbeständigkeit
und Verschleißbeständigkeit.
Die wichtigsten Nichtoxidkeramiken sind
- Siliciumcarbid,
- Siliciumnitrid,
- Aluminiumnitrid,
- Borcarbid und
- Bornitrid.
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