Brevier TECHNISCHE KERAMIK

 

      Vom Pulver zum Bauteil

 

 


   

4.1.5 Abmessungen und Schwindung

Ziel der Formgebung des Grünlings aus keramischer Masse ist es, dass später Abmessungen und Form des herzustellenden gebrannten, keramischen Werkstückes möglichst genau und vollständig erreicht werden, da jegliche Nachbearbeitung gebrannter Keramik wegen ihrer außerordentlichen Härte aufwändig ist.
Im Gegensatz zu Metallen erfolgt die Formgebung der Keramik nicht als letzter Schritt in der Verfahrenskette, sondern nahezu am Anfang.

Die ungebrannten Rohlinge (Grünlinge) für die keramischen Bauteile müssen in der Regel größer geformt werden als der verlangte fertige Artikel, da als Besonderheit der keramischen Technologie in der Prozessfolge bei fast allen Werkstoffen eine Volumenverkleinerung der Bauteile auftritt. Diese beruht auf den Volumenabnahmen bei Verfahrensschritten wie, z. B. Entwässerung, Trocknung und Brand.
Erst im Sinterbrand bildet sich der eigentliche keramische Werkstoff mit seinem charakteristischen Gefüge, und aus dem Rohstoffgemisch wird der Werkstoff.
Die hohen Temperaturen führen zu einer Abnahme der spezifischen freien Oberfläche der Partikel (Diffusionsvorgänge, Bildung von Schmelzen, Phasenumwandlungen) und damit zu einer Verdichtung des Gefüges, mit der eine Verminderung des Volumens einhergeht, die als Schwindung bezeichnet wird. Formgebungswerkzeuge müssen deshalb mit einem „Aufmaß“ gegenüber der gewünschten Bauteilgeometrie ausgelegt werden, das die in den folgenden Verfahrens-schritten eintretende Bauteilschwindung kompensiert.


Tabelle 6: Längenschwindung einiger Werkstoffe

Bereits geringste Schüttdichteschwankungen der Pressgranulate führen beim dosierten Füllen der Pressform dazu, dass die Rohlinge unterschiedlich stark verdichtet werden und damit beim Sintern maßlich verschieden schwinden.
Die Längentoleranzen der Sinterkörper liegen daher bei Standardverfahren trotz Dichtestreuung und großer Schwindung beim Sintern bei ca. ? 2 %. Diese Standardtoleranzen sind in DIN 40 680 festgelegt. Durch den Einsatz von optimierten synthetischen Pulvern oder Arbeitsmassen und durch ausgefeilte Prozessführung lassen sich heute auch Toleranzen von < ? 0,5 % garantieren.

Bild 61: Maßtoleranzen nach dem Sintern und nach der Hartbearbeitung

Alle Maße sollten, anders als bei metallischen Werkstoffen üblich, möglichst mit größeren Toleranzfeldern zu versehen, um erhöhten Fertigungsaufwand zu vermeiden. Es muss vor allem großer Wert darauf gelegt werden, dass der Anwender engere Toleranzen auf die absolut notwendigen Funktionsmaße des keramischen Bauteils begrenzt.

 

 

 
 
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