7.4 Festigkeitsauslegung
Hersteller und Anwender beurteilen die mechanische
Belastbarkeit keramischer Bauteile derzeit auf vier Wegen
und zwar
-
entsprechend der Erfahrung (intuitives Wissen),
-
mit der analytischen Berechnung der Spannungsverteilung
oder
-
der numerischen Berechnung der Spannungsverteilung, aber
-
auch mit der Berechnung der Spannungsverteilung und darauf
basierend mit der örtlichen Verteilung der Ausfallwahrscheinlichkeit
mittels statistischer Methoden.
Der Aufwand für die Festigkeitsauslegung
eines Bauteils steigt von 1. nach 4. an. Gleichzeitig
jedoch steigt der Nutzungsgrad der Eigenschaften des Werkstoffs,
wodurch u. U. bestimmte technische Lösungen erst möglich
werden.
Die Auslegung keramischer Bauteile für
die Langzeitanwendung bzw. Ermüdungsbeanspruchung kann
nach den gleichen Verfahrensweisen durchgeführt werden.
Da jedoch das Versagen dieser Werkstoffe meist auf eine Rissinitiierung
und Risswachstumsvorgänge zurückführbar ist,
ist besonders die Anwendung der bruchmechanischen Methode
in Verbindung mit numerischen Rechenverfahren und statistischen
Versagensmodellen zu empfehlen.
Für viele, weniger sensible Anwendungen
werden in der Praxis entsprechend intuitivem Wissen und überschlägigen
Berechnungen sowohl die Materialien, wie auch die Betriebsbelastungen
beurteilt und dementsprechend die Bauteile ausgelegt. Das
intuitive Wissen besteht aus der langjährigen Erfahrung
mit der Auslegung keramischer Bauteile einerseits und mit
dem Betriebsverhalten andererseits. Aus diesen Erfahrungen
entstanden einige Grundregeln für die Auslegung von keramischen
Werkstoffen (z. B. Druckspannungen unschädlich, Zugspannungen
kritisch, Kerben kritisch, Zwangsspannungen vermeiden etc.).
Eine zahlenmäßige Festlegung findet dabei jedoch
nicht statt.
|