Brevier TECHNISCHE KERAMIK

 

      Vom Pulver zum Bauteil

 

 


   

4.2.2.1 Geschliffene Oberflächen

Charakteristisch für das Schleifen ist die Überlagerung einer Vielzahl bahngebundener Ritzbewegungen der Schleifkörner in einer Hauptwirkrichtung parallel zur Werkstückoberfläche. Die Ritzbewegung des Schneidkorns induziert direkt Mikrorisse und spröde Ausbrüche und/oder Plastifizierungen sowie duktiles Abtrennen von Keramikpartikeln.

Bild 67 zeigt anhand von Bearbeitungsspuren die Werkstofftrennmechanismen mit den deutlich zu unterscheidenden Bereichen für vorwiegend plastische Verformungen, vorwiegenden Sprödbruch sowie einem Rissbereich. Letzterer ist durch mikroskopische Axial-, Radial- und Lateralrisse gekennzeichnet.

Oberflächen, deren Entstehung wesentlich von plastischen Verformungsvorgängen bestimmt werden, weisen als Oberflächencharakteristika Riefen, Verrundungen, Schichtungen, Schuppen und eine verhältnismäßig geringe Zahl von Ausbrüchen auf. Hier spricht man von „duktilem Zerspanen“.
Im Gegensatz dazu ist für das „spröde Zerspanen” eine Vielzahl von Ausbrüchen, Aufwerfungen, Schollen und Abplatzungen typisch.
In der Regel kommt es beim Schleifen einer Oberfläche sowohl zu duktiler als auch zu spröder Zerspanung. Welcher dieser Werkstofftrennmechanismen vorherrscht, wird von den lokalen Spannungsbedingungen an den Einzelkörnern des Keramikgefüges während des Ritzvorgangs bestimmt. Der Übergang von spröder zu duktiler Zerspanung hängt insbesondere vom Überschreiten einer werkstoffabhängigen, kritischen Spanungsdicke am Einzelkorn, aber auch von der Mikrogeometrie der Schneidkörner ab.


Bild 67: Unterschiedliche Werkstofftrennmechanismen bei geschliffenem Siliciumnitrid



Bild 68: Oberflächen spröde, gemischt und duktil geschliffener Keramiken


 
 
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