3.4.1.4 Mullitkeramik
Im System Al2O3–SiO2
köpnnen durch Variation der chemischen und mineralogischen
Zusammensetzung die Eigenschaften der Mullitkeramik gezielt
eingestellt werden. Reiner Mullit (3Al2O3
. 2SiO2) besteht aus 82,7 Masse-%
Al2O3 und 17,3 Masse-% SiO2.
Mit konventioneller Sintertechnik lässt sich reines Mullit
nicht dicht sintern.
Mullitkeramik besteht aus einem Gefüge, das sich aus
den Mineralphasen Mullit, Korund (Al2O3)und
Glas (SiO2) aufbaut.
Sintermullit enthält in der Regel bis
zu 10% Glasphase. Die Gesamtporosität liegt aber immer
noch bei 10 Vol.-%. Typische Werkstoffe sind M72 und M85.
Sie sind in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.
Werkstoffe |
M
72 |
M
85 |
Al2O3 |
Masse-% |
72 |
85,5 |
SiO2 |
Masse-% |
26,5 |
13,5 |
Mullit |
Masse-% |
90 - 95 |
50 - 55 |
Korund |
Masse-% |
1 |
45 - 50 |
Glasphase |
Masse-% |
5 - 10 |
0,5 |
Dichte |
g/cm³ |
2,85 |
3,2 |
Porosität |
Vol.-% |
9 |
10 |
Tabelle 2: Chemische Zusammensetzung und Mineralphasen
Glasphasenarme, poröse Mullitkeramiken
besitzen eine relativ hohe Festigkeit, vergleichsweise geringe
Wärmedehnung und dadurch hohe Temperaturwechselbeständigkeit.
Die Hochtemperatur-Kriechbeständigkeit ist der von reinen
Aluminiumoxidkeramik überlegen.
Einsatzgebiete sind Brennhilfsmittel für Temperaturen
bis 1.700 °C – auch in oxidierender Atmosphäre –
und Tragrollen in Hochtemperaturöfen. Wegen ihrer geringen
Wärmeleitfähigkeit und hohen Korrosionsbeständigkeit
wird poröser Mullit auch in der Feuerfestindustrie eingesetzt.
Steigert man den Glasphasenanteil (> 10 %)
lässt sich die Porosität deutlich reduzieren. Dicht
gesinterte Mullitkeramik verknüpft hohe Festigkeit mit
guter Temperaturwechselbeständigkeit und anwendungsgerechter
Kriechfestigkeit. Eine wichtige Anwendung stellt z. B.
das Thermoelement-Schutzrohr dar.
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