3.4.2.9 Quarzgut
Siliciumoxidkeramiken (SiO2)
(auch Quarzgutkeramiken5)
genannt) werden aus (amorphem) Siliciumdioxidpulver gesintert.
Ziel ist es hier, die typischen Eigenschaften des Siliciumdioxids
mit einer thermischen Ausdehnung von nahezu „Null“
auf ein keramisches Bauteil zu übertragen und entsprechend
zu nutzen. Mit einer angepassten Prozessführung gelingt
es, die (amorphe) Siliciumdioxidphase in der gesinterten
Keramik vollständig beizubehalten. Es resultiert eine
Keramik, die im Vergleich zu hochfesten Oxid- und Nichtoxidkeramiken
nur relativ geringe Festigkeit besitzt, dafür aber eine
extrem hohe Temperaturwechselbeständigkeit aufweist,
was unmittelbar aus der äußerst geringen Wärmedehnung
der (amorphen) Siliciumdioxidphase folgt. Die maximale Einsatztemperatur
sollte 1.050 °C nicht überschreiten. Entsprechend
sind auch die Anwendungen dieser Keramiken in den Bereichen
extremer Temperaturwechsel und thermische Behandlung von Gläsern
angesiedelt. Bei Letzterer schließt die hohe Reinheit
und Kompatibilität der Siliciumoxidkeramiken mit dem
zu verarbeitenden Glas jegliche Verunreinigungen (z. B. Verfärbung)
aus.
Bild 29: Gefüge von Quarzgut
5)
Die Bezeichnung Quarzgut hat ihren Ursprung in der Quarzglasherstellung.
Aufgrund der vielfältigen Verfahren zur Herstellung mehr
oder weniger reiner SiO2-Gläser werden diese heute in
der Wissenschaft unter dem Oberbegriff Kieselgläser zusammengefasst.
Das transparente Kieselglas (Quarzglas) aus den Rohstoffen
Quarzsand oder Bergkristall ist praktisch chemisch identisch
mit der nicht transparenten Quarzgutkeramik. Der wesentliche
Unterschied zwischen Kieselglas und Quarzgut liegt also in
der unterschiedlichen Transparenz der beiden Materialien.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Ausdruck Quarzgutkeramik
falsch, da diese keinerlei kristalline Modifikation des SiO2
enthält, sondern nur Quarzglasteilchen.
|
|